Erfreulicherweise kein Bericht von einem Esox, der es schaffte, sich gleich mehrfach loszureißen und die Fliegen als Zeichen seiner Überlegenheit im Maul zur Schau trägt. Nein, mein Hecht ist kein echter Flossenträger, aber dennoch äußerst belastbar.
Zwei Sachen kamen vor nicht allzu langer Zeit zusammen, nämlich das Bedürfnis nach einer vernünftigen Garderobe und die Tatsache von noch vorhandenem Restholz. Dies waren die nicht verwendeten Bretter aus einer Zaunreparaturaktion.
Zuerst dachte ich natürlich daran, aus dem Brett die Form einer Äsche zu sägen, aber letztendlich entschied ich mich für den Umriss eines Hechtes.
Für die Kleiderhaken wollte ich Geweihstücke zu verwenden, aber das war mir dann zu sehr jägerisch. Auf der Suche nach Alternativen stieß ich schließlich auf Haken aus der Bauhaus-Epoche. Ein Stil moderner Schule für Kunstdesign und Architektur in Deutschland, entstanden 1919 in Weimar. Der Gründer Walter Gropius verfolgte seinen Traum eine neue „Baukunst“ zu erschaffen, eine, die Kunst und Handwerkvereint.
Jedenfalls gefielen mir die Haken, die ich so im Internet fand, sehr gut. Tatsächlich schaffte ich es auch fünf Haken auf Flohmärkten zu finden. Gut, sind nicht alle gleich im Aussehen, aber da kann ich ein Auge zudrücken. Ob sie auch echte Bauhaus-Kleiderhaken sind, kann ich nicht beurteilen. Bezahlte pro Haken rund fünf Euro und sie sind stabil. Passt also!
Wie heißt es doch so schön: Das Kunstwerk ist schon in dem Werkstück enthalten, es muss nur noch freigelegt werden … Mit einer elektrischen Stichsäge befreite ich also meinen Esox aus seinem verholztem Gefängnis.
Nachdem ich mir die Anordnung der Haken überlegt hatte, zeichnete ich deren Positionen an und „schnitzte“ mit einem Stechbeitel passenden Vertiefungen.
Die meiste Arbeit machte das Schleifen. Für das Glätten der Holzoberflächen setzte ich zuerst einen elektrischen Exzenterschleifer ein. Hier kam Schleifpapier mit einer 80er Körnung zum Einsatz. Dann folgte 180er und schließlich 24er Papier. Den letzten Feinschliff führte ich in Handarbeit durch, wobei ich jetzt 400er und 800er Papier einsetzte.
Als keine raue Stelle mehr zu erfühlen war und aus dem Stück Holz ein „Handschmeichler“ geworden war, behandelte ich das Holz mit einem wasserabweisendem Anstrich. Nach dem ersten Durchgang auf abstehende Holzfasern geprüft, und wenn erforderlich, noch mal ein wenig nachgeschliffen. Zweiter Anstrich hinterher und der Holz-Esox war bereit für die Haken.
Zwei Bohrungen, einmal am Kopf und einmal an der Rückenflosse, werden die Wanddübel aufnehmen. Mit seinen fünf Haken und einer Länge von 113 Zentimetern bietet mein Holzhecht einigen Watjacken und -hosen ausreichend Platz. Mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden, denn ich besitze weder eine gut ausgestattete Werkstatt noch das passende Werkzeug. Ich sehe meine Holzarbeiten daher auch mehr als improvisierte Werkstücke; aber wenn sie am Ende des Tages ihren Zweck erfüllen – mit hat es Spaß gemacht und das ist doch, wie beim Fischen, was wirklich zählt!
